Für Atemwegserkrankungen gibt es keine einzelne, allumfassende Ursache. Ob sich eine Atemwegserkrankung akut oder chronisch entwickelt, hängt insbesondere von individuellen Faktoren ab, also beispielsweise davon, ob bereits eine genetische Veranlagung oder körperliche Beeinträchtigung besteht. Auch die körperliche Konstitution kann bei der Entwicklung einer Atemwegserkrankung eine Rolle spielen. So kann auch starkes Übergewicht oder ein geschwächtes Immunsystem zumindest eine begünstigende Ursache für Atemwegserkrankungen sein.
Der Prozess der Atmung erfolgt in einer Art offenem System. Luft von außen durchströmt beim Atmen einen Teil des Körperinneren. Dieses offene System bringt allerdings mit sich, dass die Luft von außen mitsamt ihren winzigen Partikeln und Mikroorganismen eingeatmet wird. Bei einem gesunden Menschen sorgt das Immunsystem für die Abwehr körperschädigender Einflüsse von außen. Die Schleimhäute, die die Atemwege von innen ummanteln, transportieren solche winzigen Substanzen mithilfe von Schleim über Abhusten oder Herunterschlucken aus den Atemwegen heraus.
Es gibt vielerlei Ursachen, warum das Immunsystem geschwächt und der Abtransport solcher kleinsten Substanzen vermindert sein kann. Dazu gehören beispielsweise Umweltbelastungen, Alkoholmissbrauch, starkes Rauchen oder auch Stress. Ist die natürliche Abwehrfunktion des Immunsystems geschwächt, sind insbesondere Bakterien und Viren die auslösende Ursache für eine akute Atemwegsinfektion.
Eine Obstruktion der Atemwege bezeichnet eine Verengung oder Verstopfung der Atemwege, die sowohl das Ein- als auch das Ausatmen erschwert. Zu einer Verstopfung kommt es beispielsweise durch eine Verschleimung der Atemwege. Typisch für diese Form der Atemwegserkrankung ist eine chronische Bronchitis oder auch eine chronisch obstruktive Bronchitis, kurz COPD. Bei beiden Erkrankungen nimmt die Anzahl der schleimbildenden Zellen in der Lunge zu, wodurch auch die Schleimbildung erhöht ist. Die Flimmerhärchen, die bei einem gesunden Menschen den Abtransport des Schleimes fördern, verkleben und werden unbeweglich. Starker Hustenreiz ist die häufigste Folge. Dieser kann in schwerer Luftnot münden. Feinstaubpartikel und insbesondere das Rauchen sind die häufigsten begünstigenden Auslöser obstruktiver Atemwegserkrankungen, zu denen auch Asthma, ein Lungenemphysem und Mukoviszidose zählen.
Restriktive Atemwegserkrankungen bezeichnen eine Einschränkung der Dehnbarkeit des Lungengewebes, wodurch beim Einatmen weniger Luft als benötigt in die Lunge einströmen kann. Restriktive Atemwegserkrankungen sind z. B. ein Lungenödem, Sarkoidose oder eine Lungenfibrose. Auch körperliche Ursachen, die zu einem deformierten Thorax führen (z. B. Rippenbrüche) können die Dehnbarkeit der Lunge zumindest zeitweise einschränken.
Neben rein restriktiven oder obstruktiven Atemwegserkrankungen sind auch Mischformen aus beiden Erkrankungsursachen bekannt. Zu den geläufigsten gehört die Lungenentzündung (Pneumonie), deren Ursache meist ein bakterieller Erreger ist sowie die Lungenembolie, die häufig durch eine vorhergegangene Thrombose entsteht.
Sabrina Mandel