Als Lungenhochdruck, medizinisch unter dem Begriff pulmonale Hypertonie (PH) definiert, werden Erkrankungen mit Bluthochdruck im Lungengefäßsystem bezeichnet. In einem Großteil der Krankheitsfälle gehen bestimmte Vorerkrankungen dem Lungenhochdruck voraus. Häufige Primärerkrankungen sind Krankheiten der Leber, der Lunge und des Herzens, aber auch rheumatische Erkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes (SLE) oder rheumatoide Arthritis (RA). Lungenhochdruck ohne Vorerkrankungen kommt verhältnismäßig selten vor. Eine solche isolierte pulmonal-arterielle Hypertonie (IPAH) betrifft Statistiken zufolge 15 von einer Million Menschen.
Bei Lungenhochdruck ist der Druck im sogenannten kleinen Blutkreislauf chronisch erhöht. Bei einem gesunden Menschen beträgt der Druck in der Lungenarterie konstant unter 20 mmHg. Lungenhochdruck wird ab einem Lungendruck von mehr als 25 mmHg diagnostiziert.
Mediziner unterscheiden zwei Blutkreisläufe im menschlichen Körper: den großen Körperkreislauf und den kleinen Lungenkreislauf. Im Körperkreislauf fließt sauerstoffhaltiges Blut aus der linken Seite des Herzens durch den gesamten Körper und versorgt dort die Organe mit Sauerstoff. Das nun sauerstoffarme Blut fließt zurück in die rechte Seite des Herzens und gelangt von dort in die Gefäße der Lunge, womit der kleine Kreislauf beginnt. In der Lunge wird das Blut über die Lungenbläschen wieder mit Sauerstoff angereichert und fließt zurück in die linke Herzhälfte. Der große Kreislauf beginnt aufs Neue.
Warum Lungenhochdruck entsteht, kann verschiedene körperliche Ursachen haben. Es gibt eine international anerkannte Klassifikation, die fünf verschiedene Formen von Lungenhochdruck nach ihren jeweiligen Ursachen unterscheidet.
Die pulmonal-arterielle Hypertonie, zu der auch die seltene Form der idiopathischen isolierten pulmonal-arteriellen Hypertonie (IPAH) gezählt wird, entsteht durch eine Veränderung der Zellen in den Lungengefäßen. Diese Zellen vergrößern und vermehren sich und sorgen für eine Verdickung der Gefäßwände. Durch diese Verdickung wird der Weg des Blutes erschwert, wodurch der Druck in der Lunge ansteigt.
Diese Form der pulmonalen Hypertonie, die durch eine Linksherzerkrankung verursacht wird, ist die häufigste. Die linke Seite des Herzens ist generell muskulöser als die rechte. Sie muss das Blut durch den gesamten Organismus pumpen, während die rechte Herzseite das Blut in den weitaus kleineren Lungenkreislauf pumpt. Kommt es zu einer Erkrankung in der linken Seite des Herzens, kann das Blut nicht mehr in gewohnter Geschwindigkeit in den normalen Körperkreislauf „eingespeist“ werden. Dadurch entsteht eine Art Rückstau vom linken Herzen in den kleinen Kreislauf der Lunge, was zu einer Druckerhöhung führt.
COPD ist eine häufige Primärerkrankung für die Entstehung von Lungenhochdruck. Bei einer fortgeschrittenen COPD verändern sich Lungengewebe und infolgedessen auch die Lungenfunktion, was zu einer Erhöhung des Lungendrucks führen kann. Grundsätzlich werden in dieser dritten Kategorie Erkrankungen der Bronchien, des Lungengewebes und des chronischen Sauerstoffmangels als Ursachen zusammengefasst.
Eine chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) ist die Folge von wiederholt auftretenden Lungenembolien, bei der das Blutgerinnsel mit der Gefäßwand der Lunge verwächst. Durch das Hindernis in Form des vergrößerten Lungenblutgefäßes wird der Blutfluss behindert und verlangsamt, wodurch sich der Blutdruck in der Lunge erhöht.
In die fünfte Form der pulmonalen Hypertonie fallen weitere körperliche Ursachen, die nicht zu den vorherigen vier Kategorien gezählt werden können. Dazu gehören beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen, chronisches Nierenversagen oder andere seltene Formen systemischer Erkrankungen.
Sabrina Mandel