Ein Lungenemphysem tritt in den meisten Fällen als Folge einer voranschreitenden COPD auf. Eine Ausnahme bildet die Entstehung eines Lungenemphysems mit genetisch bedingter Veranlagung. Bei einem Großteil der Patienten mit Lungenemphysem in den westlichen Ländern ist das langjährige Rauchen die Ursache für diese chronisch voranschreitende Erkrankung der Lunge.
Ein Lungenemphysem entsteht durch eine Störung des Enzymhaushaltes in der Lunge. Eine solche Störung kann z. B. durch eingeatmete Schadstoffe wie Zigarettenrauch hervorgerufen werden. Durch die schädigenden Substanzen werden sogenannte Makrophagen und T-Helferzellen in der Lunge aktiviert. Bei einem gesund ablaufenden Enzymhaushalt besteht ein Gleichgewicht zwischen Proteasen, die das elastische Gewebe abbauen, und Antiproteasen, die das Gewebe schützen.
Kommt es zu einer vermehrten Produktion von Makrophagen und T-Helferzellen, vermehrt sich die Anzahl der proteinabbauenden Proteasen, während die Funktion der Antiproteasen gehemmt wird. Diese Kombination sorgt für eine Schädigung der feinen Wände der gasaustauschenden Lungenbläschen. Mit fortschreitender Erkrankung wird die Elastizität der Außenwände herabgesetzt, die Lungenbläschen blähen sich auf und erschlaffen schließlich, ohne weiterhin ihrer Funktion des Sauerstoffaustauschs gerecht werden zu können. Infolge dieses Erschlaffens wird auch der normalerweise automatische, passive Ausatem-Mechanismus gehemmt. Bei jedem Atemprozess verbleibt daher ein Teil verbrauchter Luft in der Lunge und besetzt Platz für eingeatmete, sauerstoffhaltige Außenluft.
Es gibt verschiedene Faktoren, die die chronische Entzündung in der Lunge auslösen und infolgedessen ein Lungenemphysem verursachen können. Je nach Auslöser unterscheiden Mediziner verschiedene Formen eines Lungenemphysems.
Die häufigste Form des Lungenemphysems entsteht bei Patienten mit einer COPD. Etwa ein Drittel aller COPD-Patienten entwickelt mit fortschreitender Erkrankung ein Lungenemphysem. Häufig sind Raucher betroffen, die trotz einer entstehenden COPD ihren Zigarettenkonsum nicht einschränken. Die Schadstoffe in den Zigaretten sorgen für die Aktivierung von Makrophagen und T-Helferzellen, die insbesondere im oberen Abschnitt der Lunge das Gleichgewicht der enzymabbauenden bzw. enzymbildenden Produktion stören.
Weitaus seltener entsteht ein Lungenemphysem mit genetischer Ursache. Etwa ein Prozent der Patienten mit einem Lungenemphysem leidet genetisch bedingt unter einem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel. Alpha-1-Antitrypsin sorgt bei einem gesunden Menschen für den Schutz des Lungengewebes. Meist kommt es zu einem Lungenemphysem, wenn bei diesen Patienten zusätzlich ungünstige Faktoren wie Rauchen oder auch wiederkehrende Infektionen hinzukommen.
Ein Narbenemphysem kann nach bestimmten vorhergegangenen Erkrankungen entstehen. Wenn eine Lungenentzündung oder eine Tuberkulose beim Heilungsprozess Narbengewebe bilden, ist dieses Gewebe instabiler und weniger elastisch.
Ein Altersemphysem, medizinisch auch als physiologisches Emphysem bezeichnet, stellt eine Sonderform der Lungenemphyseme dar. Das Emphysem in der Lunge entsteht durch den Alterungsprozess der Zellen und Gewebestrukturen, die mit fortschreitendem Alter an Elastizität verlieren. Diese Form kommt allerdings sehr selten vor.
Sabrina Mandel