Es gibt zahlreiche Atemwegserkrankungen, was die Definition einheitlicher Diagnosekriterien besonders schwierig macht. Grundsätzlich zeigt sich ein Großteil der Atemwegserkrankungen durch Symptome wie Husten, schleimigen Auswurf oder auch Atemnot. Kommen weitere klassische Erkältungssymptome wie Halsschmerzen, Schnupfen oder Fieber hinzu, handelt es sich in vielen Fällen um einen grippalen Infekt. Dennoch sollte zur Sicherheit lieber ein Arzt aufgesucht werden.
Für Allgemeinmediziner, die meist die erste Anlaufstelle bei Symptomen der Atemwege sind, baut die Diagnose von Atemwegserkrankungen zunächst auf der Beschreibung der Beschwerden auf. Insbesondere die Dauer, die Art und die Schwere der Symptome weisen anschließend den Weg der diagnostischen Verfahren. Zeigen sich Tendenzen einer chronischen Atemwegserkrankung, werden meist weiterführende Untersuchungen bei entsprechenden Fachärzten durchgeführt.
Am Anfang einer Diagnose von Atemwegserkrankungen steht in der Regel das Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese). Ist ein Kind betroffen, sind die Eltern dazu angehalten, die Symptome sowie Art und Dauer der Beschwerden genau zu beschreiben.
Bei diesem ersten Gespräch gibt insbesondere die Dauer der vorliegenden Symptome einen ersten Hinweis darauf, ob es sich um eine akute Atemwegserkrankung oder möglicherweise um eine chronische Erkrankung handeln könnte. Für den Arzt ist weiterhin von besonderem Interesse, ob der Patient Raucher ist oder mit einem Raucher in einem Haushalt lebt, ob Allergien bekannt sind oder ob andere chronische Erkrankungen vorliegen.
Zur Diagnose von Atemwegserkrankungen gehört auch eine körperliche Untersuchung. Der Arzt kann bereits während der Anamnese die Atmung des Patienten beobachten und erste Schlüsse über die Atemfrequenz ziehen. Patienten mit einer ausgeprägten Luftnot zeigen beispielsweise eine erhöhte Atemfrequenz und nutzen unterbewusst die Atemhilfsmuskulatur, indem sie auffällig aufrecht sitzen oder sich mit den Armen abstützen.
Das Abhören des Brustkorbs mit einem Stethoskop dient dem Abhören der Atmung auf mögliche Geräusche oder Unregelmäßigkeiten. Hierbei kann der Arzt bereits erste Anzeichen für eine mögliche Atemwegserkrankung erkennen. Ein pfeifendes Geräusch kann z. B. ein Hinweis für eine Asthmaerkrankung oder eine Bronchitis sein, ein rasselndes Geräusch kann auf Wasser in der Lunge hindeuten.
Eine weitere Maßnahme bei der körperlichen Untersuchung ist das Abklopfen des Brustkorbs. Bei einem gesunden Menschen klingt das Geräusch klar wie bei einer Trommel. Bei größeren Entzündungen in der Lunge wird der Schall abgedämpft, auch das Geräusch klingt dumpf.
Zur Diagnose von Atemwegserkrankungen können verschiedene labortechnische Untersuchungen hilfreich sein. Anhand von Bluttests können beispielsweise Entzündungswerte oder auch Antikörper im Blut bestimmt werden. Ein weiterführender Bluttest kann Erkenntnisse zu bestimmten Erbkrankheiten, wie z. B. Mukoviszidose liefern. Eine Blutgasanalyse gibt Aufschluss über den Sauerstoffgehalt im Blut.
Zum Testen der allgemeinen Lungenfunktion und Bestimmung der Atemflusswerte stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung, die dazu dienen, den Atemfluss zu messen. Bei einer Spirometrie wird beispielsweise die Leistungsfähigkeit der Lunge durch Messung der Vitalkapazität, also der maximal ausgeatmeten Luftmenge nach maximaler Einatmung, und des FEV-1-Wertes bestimmt. Der FEV-1-Wert wird auch Einsekundenkapazität genannt und definiert die größtmögliche Luftmenge, die innerhalb einer Sekunde ausgeatmet werden kann.
Zeigen sich mögliche Hinweise auf eine Verengung der Atemwege, kann ein Reversibilitätstest Aufschluss darüber geben, ob möglicherweise Asthma vorliegt. Hierbei verabreicht der Arzt dem Patienten ein bronchienerweiterndes Asthmaspray. Nach einiger Zeit wird der Lungenfunktionstest wiederholt. Haben sich die Werte nach Einnahme des Asthmasprays gebessert, spricht dies für eine Asthmaerkrankung.
Bei einer Ganzkörperplethysmografie wird die gesamte Funktion der Lunge zur Beurteilung von Gesamtvolumen und Kapazität aufgezeichnet, eine Bronchoprovokation oder Belastungstests dienen der Messung der Lungenwerte bei Anstrengung, eine Diffusionskapazitätsmessung zeigt Werte zur Beurteilung des Gasaustauschs in der Lunge.
Bei Verdacht auf eine chronische Atemwegserkrankung können weitere apparative Methoden zur Diagnose zum Einsatz kommen. Dazu zählen beispielsweise eine Röntgenaufnahme oder eine Sonografie (Ultraschall) des Brustkorbs, eine Computertomografie (CT), eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Lungenszintigrafie. Die Wahl dieser apparativen Untersuchungsmethoden richtet sich insbesondere nach den Ergebnissen der vorhergegangenen Untersuchungen und dem Verdacht, um welche Atemwegserkrankung es sich möglicherweise handelt.
Sabrina Mandel