Unter der weit gefassten Definition der Atemwegserkrankungen werden all die Krankheiten zusammengefasst, die die Funktion des Atmungssystems und insbesondere die Organe der Atemwege betreffen. Die „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“, kurz ICD, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird, benennt allein zehn Kategorien von Atemwegserkrankungen. Entsprechend fallen Erkältungskrankheiten ebenso unter die Diagnose der Atemwegserkrankungen wie eine virusbedingte Grippe, eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), eine Lungenentzündung (Pneumonie) oder Tuberkulose. Lungenerkrankungen, die mit zum Teil starker Atemnot und Husten einhergehen können sind z. B. Asthma bronchiale, eine Lungenfibrose, Lungenhochdruck, ein Lungenemphysem oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).
Die Patientenliga Atemwegserkrankungen schätzt die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen in Deutschland auf 15 bis 20 Prozent. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes sind Erkrankungen der Lunge die dritthäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen. In den nächsten Jahren wird mit einem Anstieg an Atemwegserkrankungen in Deutschland auf rund 25 Prozent gerechnet. Unter diesen geschätzten Wert fallen insbesondere die chronischen Atemwegserkrankungen, die klar von der akuten Form abzugrenzen sind.
Die Atemwege sind als eine Art offener Kreislauf zwischen Außenwelt und innerem Organismus zu verstehen. Eingeatmete Luft gelangt mitsamt ihren Umwelteinflüssen von außen ins Innere des Körpers und von dort aus wieder an die Außenwelt. Beim Einatmen streift die Luft zunächst durch die Mund- und Nasenhöhle, die Nasennebenhöhlen, den Rachen und am Kehlkopf vorbei. Man spricht hierbei von den sogenannten oberen Atemwegen. Durch die Luftröhre gelangt sie weiter in die Lunge, in deren kleinsten Gewebeverästelungen der lebenswichtige Gasaustausch stattfindet. Luftröhre und Lunge mitsamt ihren Bronchien, Bronchiolen und Alveolen werden als untere Atemwege bezeichnet.
Zu den akuten Atemwegserkrankungen zählen Erkältungskrankheiten, die meist als Infekt der oberen Atemwege vorliegen, oder auch Infektionen der unteren Atemwege, die allerdings in ihrer Häufigkeit weit seltener vorkommen. Als „akut“ werden Atemwegserkrankungen meist dann bezeichnet, wenn sie durch Viren, Bakterien oder Pilze ausgelöst werden und sich die Symptome über einen begrenzten Zeitraum von meist acht bis 14 Tagen zeigen.
Etwa 95 Prozent der akuten Infekte werden durch Viren verursacht. Neben Erkältungen, von denen jeder Mitteleuropäer etwa einmal jährlich betroffen ist, zählen auch die akute Bronchitis, die Mandel- und Nasennebenhöhlenentzündung oder auch die Mittelohrentzündung zu den akuten Atemwegserkrankungen.
Chronische Atemwegserkrankungen lassen sich entgegen der akuten Form nicht zeitlich eingrenzen und auch die Ursachen sind nicht eindeutig abzugrenzen. Für eine chronische Atemwegserkrankung können Umwelteinflüsse wie Viren ebenso verantwortlich sein wie eine Allergie, eine erbliche Veranlagung oder eine krankhafte Veränderung des Gewebes.
Chronische Erkrankungen der unteren Atemwege sind beispielsweise eine chronische Bronchitis, Asthma bronchiale oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Ein Großteil der chronischen Atemwegserkrankungen zeigt sich insbesondere durch chronischen Husten, Atemnot und Schmerzen im Bereich des Brustkorbs. Bei Patienten mit COPD kann es auch zu Auswurf kommen. Meist sind Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen anfälliger für akute Atemwegsinfekte oder Infektionen den gesamten Körper betreffend.
Chronische Atemwegserkrankungen bedürfen einer ärztlichen Diagnose und Therapie. Während die Symptome akuter Erkrankungen der Atemwege unter Umständen mit rezeptfreien Medikamenten und ausreichend Ruhe gelindert werden können, ist die Therapie chronischer Atemwegserkrankungen weit diffiziler. Ohne Diagnose und entsprechende Behandlung können chronische Formen von Atemwegserkrankungen weitere gefährliche Erkrankungen wie z. B. eine Lungenentzündung (Pneumonie) mit sich bringen und in schwerwiegenden Fällen sogar tödlich verlaufen. Bei Verdacht auf eine Atemwegserkrankung sollte entsprechend stets ein Arzt befragt werden, der gegebenenfalls zur Diagnose an einen spezialisierten Facharzt überweisen kann.
Sabrina Mandel